Da capo! Die Jahrhundertrevue "Zwischen Kaiser und Kohl”

Eine faszinierende Zeitreise mit Licht & Schatten


Die in der Neuköllner Genezareth-Gemeinde beheimatete Theatergruppe Licht & Schatten hat ihr 25jähriges Jubiläum gefeiert - aus dem stolzen Rückblick auf ein Vierteljahrhundert aber wurde eine spannende Rückschau auf ein ganzes Jahrhundert:

Ihre neue Inszenierung “Zwischen Kaiser und Kohl” ist eine lebenspralle Zeitreise durch 100 Jahre Berliner Geschichte, unbequem und doch tief berührend, höchst amüsant und doch lehrreich für Erwachsene, Jugendliche und auch für Kinder - in 22 selbst entwickelten Szenen, mit einer Rahmenhandlung nach Motiven von Klaus Kordon, mit gelungenen Videoeinspielungen, mit historischen und neu komponierten Liedern und mit einem Dutzend Darstellern, die mit erstaunlicher Wandlungsfähigkeit in eine Vielzahl von Rollen schlüpfen: mal alt sind und mal Jung, mal fein, mal derb, mal gesittet, mal ausgeflippt, mal autoritär, mal aufrührerisch. Das alles in einer grandiosen Inszenierung, die geschickt und abwechslungsreich Bühne und Türen und Seitenbühnen nutzt, sogar den Zuschauerraum bespielt und in einer Szene gipfelt, in der die Empore des Gemeindesaals im Rücken der Zuschauer plötzlich von Mauerspechten besetzt wird! Die Premiere war Ende September, am 2. Februar war schon die vorläufig letzte Aufführung — doch ein so gelungenes Stück, denke ich, darf nicht so schnell abgesetzt werden: Es wird gebraucht, sollte für Schulen gezeigt werden, vielleicht im FEZ, und auf Festivals, beim “Mundart” - Festival unbedingt!Zwischen Kaiser und Kohl

In dem ehrgeizigen Vorhaben, nicht nur die vergangenen 25 Jahre auf die Bühne zu bringen, sondern vergangene Jahrhundert, zeigen wir eine (zugegeben subjektive und keinesfalls repräsentative Geschichte Berlins. Dabei begegnen wir der Familie Seemann, beginnend bei Hermine, die 1908 aus der Provinz nach Berlin kommt, um hier in Stellung zu gehen, Wir folgen ihren Spuren durch die "Goldenen Zwanziger”, Kriegszeiten und Wiederaufbau, bei Staatengründung, Mauerbau und schließlich auch bei der Wiedervereinigung der getrennten Familie Seemann.

Wir zeigen, was Sie schon immer über Herrschaften, „deutschen Kaviar”, Pom, Mauerbau, Suppenhuhn, Renovierungsarbeiten und Bananen erfahren wollten. In bewährter Art verknüpfen wir Szenen, Dialoge und Lieder miteinander. Hören Sie u. a. Helga Brauer, Gene Vincent, “Zwei kleine Italiener” ... und die Sex-Pistols. Vom Wanderlied über Swing, Rock'n Roll, Lipsi und Schlager zu Punk und Pop. Ergänzt durch Video- und Ton-Einspielungen entsteht eine abwechslungs und temporeiche Collage, bei der alle die große Liebe suchen.


Ursprünglich Veröffentlicht am 3. Februar 2008 in der "Spiel Art" Publikation, Autor Gerhard Heß