"Golden Twenties“ in 14 Episoden
Laienschauspielgruppe „Licht und Schatten“ gastiert in Britzer Dorfkirche
„Mir geht's gut” - nach dem gleichnamigen Stimmungslied der „Goldenen Zwanziger“ hat die Laienspielgruppe „Licht und Schatten“ ihre neueste Theaterproduktion benannt. Gut fühlten sich auch die rund 100 Besucher, die am Freitag abend zur Premiere in die Britzer Dorfkirche kamen. Die 16 jungen Schauspieler, die zur Gemeinde gehören, boten ihren Gästen eine 90 minütige spannende Revue über die „Golden Twenties", die nicht nur amüsierte, sondern auch zum Nachdenken anregte.
Mit Texten von Kurt Tucholsky, Bert Brecht und Erich Kästner zeichnet die Truppe in 14 Szenen die geschichtliche Entwicklung vom 1. Weltkrieg bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten nach. Mit Tanzeinlagen und Lieder, die „vom Mann am Klavier“ virtuos begleitet wurden, lockerten sie ihre Revue gekonnt auf. Im Mittelpunkt standen „die Berliner“. Trotz der schwierigen Verhältnisse ließen sie sich den Mut nicht nehmen: „..denn Berlin liegt an der Spree“.
Nichts mehr zu lachen hatten je doch die Kommunisten, Juden und kritischen Schriftsteller. Mit ihrer Situation beginnt auch die Revue. Gaststättenszene, 1934, Anhalter Bahnhof: Drei Frauen warten auf den Zug nach Paris, der sie ins unfreiwillige Exil als letzte Überlebenschance bringen wird. „Daß es einmal soweit kommen wird, hätten wir uns nicht träumen lassen“, sind sich alle einig. Episodenhaft lassen sie die Zwanziger Jahre Revue passieren. Ein kriegsgeschädigter Soldat preist seine ungebrochene Treue zum Deutschen Vaterland. Ein schlitzohriger Immobilienmakler überredet zwei noble Damen kurz vor der Inflation zum Hausverkauf. Wahlveranstaltungen werden zum großen Besäufnis. Zum „Tanz auf dem Vulkan“ wird schließlich die Konfrontation zwischen der vergnügungssichtigen Bourgoisie und der Arbeiterbewegung - die in der betrunkenen Erschöpfung aller Beteiligten endet.
Ursprünglich erschienen in der Morgenpost am 14. Dezember 1986
Die „Goldenen Zwanziger" Musikalischer Rückblick
„Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“, „Warte, warte nur ein Weilchen” oder „Das Nachtgespenst” - diese Gassenhauer gehörten in der 20er-Jahre-Revue „Mir geht's gut“ zu den Darbietungen, als im Gemeindehaus der Britzer Dorfkirche die Laientheatergruppe „Licht und Schatten“ ihr Können zeigte.
Lieder, Szenen und Gedichte hat die 16-köpfige Truppe in eine selbsterdachte Rahmenhandlung eingebunden.
Die 20er Jahre erschienen den Laienspielern wegen der vielfältigen Probleme eine themenreiche Epoche. Das jetzt zusammengestellte Stück ist eine Mischung aus Revue, Cabaret und Theater. Bissig kritische Texte von Brecht, Kästner und Tucholsky sowie eingängige Kompositionen von Kollo oder Eisler werden mit viel Charme und Engagement präsentiert. Sie machen die Aufführung zu einer Hommage an die nicht immer 'gute alte Zeit'.